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Schilf 

Schilf in den Schwingen                  

 

 

Meine Erfahrungen mit Schilf

Schilf in den Schwingen und den Schwanzfedern verschiedener Rassen und Farbenschläge begleitet mich schon während meiner ganzen Hühnerlaufbahn. In all den Jahren ist mir aufgefallen, dass dieses Problem besonders bei einzelnen Rassen vermehrt auftritt. In der Richtervereinigung hiess es früher z.B. oft spöttisch: Wenn Appenzeller Spitzhauben (gold-schwarzgetupft) kein Schilf zeigen, sind es keine echten Appenzeller. Wunderschöne Tiere mit toller Grundfarbe und Zeichnung müssen in der Bewertung zurückgesetzt oder bei viel Schilf gar ausgeschlossen werden. Das tut weh und regte zum Nachdenken an.

 

Ratlos sind meist auch die Geflügelrichter

Die Züchterschaft ist meist ratlos und frustriert. Wohl auch deshalb, weil die Richterschaft sich bis heute nicht in der Lage sieht, einen gangbaren Weg aufzuzeigen. Als Alternative empfiehlt man einfach mit den am wenigsten fehlerhaften Tieren weiter zu fahren. Das bringt in vielen Fällen auch gewisse Erfolge, Rückschläge sind aber erklärbar. Die kleinen Erfolge ermöglichen der Richterschaft verschiedene fragwürdige Formulierungen, die der Zucht aber nicht wirklich weiter helfen. Formulierungen wie: Schwingen durchgefärbter, Schwingenfarbe satter usw. So können die Tiere mit einem kleinen  Wunsch trotzdem in der Wertung belassen werden und eine gute Note erlangen. Auf diese Weise wird man das Problem nicht los. Es sind nicht wenige, die sogar glauben, dass das Schilfproblem überbewertet wird. Einige meinen gar, dass ein gewisser Anteil an Schilf in einer Zucht notwendig sei, um glanzreiche Tiere zu erhalten. Das sind einfach nur Versuche, um unser Unvermögen zu erklären. Für mich ist das einfach nur Blödsinn. 

 

Meine Erkenntnisse aus der Erfahrung

Vor einigen Jahren hatte ich einmal eine schilflose Henne der grossen Spitzhauben (gold-schwarzgetupft). Nun versuchte ich, das Problem von der genetischen Seite anzugehen. Ich war überzeugt, wenn so viele Tiere einer Rasse über Generationen immer wieder Schilf bringen, muss das Phänomen dominant vererbt werden. Nun, wenn meine Überlegung zutrifft, muss die Henne einen in Bezug auf Schilf spalterbigen Vater haben. Diesen verpaarte ich nun 1 zu1 mit seiner Tochter. Ich war nicht überrascht, aber sehr erfreut, dass ca. ¼ der Nachkommen, sowohl Hähne wie Hennen schilflos kamen. Nun verpaarte ich in der folgenden Generation die schilflosen Geschwister. Der Versuch hat eindeutig gezeigt, dass die Überlegung vermutlich richtig war, denn die Nachkommen waren alle schilflos. 

Aus widrigen Umständen musste ich die Zucht der Spitzhauben aufgeben. Meine Tiere gab ich weiter, aber leider wurde das Zuchtziel nicht konsequent weiter verfolgt.

Jahre später wiederholte ich den Versuch mit den Zwergen. Auch bei diesem Versuch erfuhr ich das gleiche Resultat. Eine Henne erreichte 2010 an der rassebezogenen Europaschau in Wapenveld NL 96 Punkte.

 

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Schlussbemerkungen

Was ich oben beschrieben habe kann ich nicht beweisen. Meine Erfahrungen beruhen nicht auf einer wissenschaftlichen Abklärung. Um mehr Sicherheit zu erlangen, müsste der Versuch mit gegen Tausend Nachkommen gemacht werden. Mir geht es lediglich darum einen möglichen Weg aus der jahrzehntelangen Pattsituation aufzuzeigen. 

 

Im Schema ist ersichtlich, wie sich die Gene in den folgenden Generationen aufspalten. Das grosse (S) bedeutet dominant (also überdeckend), das kleine (s) ist rezessiv (also unterdrückt). Schilfloses Gefieder kann es also nur geben, wenn alle vier Keimzellen der Eltern das kleine (s) auf sich tragen. Verpaart man nun in der dritten Generation nur schilflose Tiere (ss), so sind die Nachkommen reinerbig schilflos. 

Im Übrigen, es spielt keine Rolle ob das schilflose Ausgangstier männlich oder weiblich ist, denn dieser Erbgang entspricht keinem geschlechtsgebundenen Erbgang.

 

    Andy Kräuchi

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